Bus Verschiffen

Tue Jun 26 20:00:00 CEST 2007

» Position: N 5°37.662' W 0°00.301'

Prolog
Mit einem 20-jährigen VW Bus von der Schweiz nach Südafrika fahren. Diesen Traum haben wir vor gut drei Monaten in Angriff genommen. Unsere ursprüngliche Idee war, dass uns der Weg von Westafrika über Zentralafrika in den Süden führen soll. Wir wussten schon bei der Planung, dass diese Reise nicht einfach sein wird und wir sehr flexibel bleiben müssen.
Unser Bus ist nicht gerade ein Geländefahrzeug. Die sehr knappe Bodenfreiheit hat uns schon so manchmal zu schaffen gemacht und der zwei-Rad-Antrieb ist auch nur bedingt fürs Gelände konstruiert. Bis jetzt hatten wir sehr viel Glück mit den Strassen, und auch mit dem Wetter, und sind nur wenige Male stecken geblieben. Jetzt beginnt aber die Regenzeit und wo Strassen sind entstehen Bäche und Flüsse. Ein Durchkommen ist selbst für geländetaugliche Fahrzeuge schwierig; Lastwagen bleiben im endlosen Schlamm stecken.
Dies wollen wir uns und unserem geliebten Büsli nicht antun. Daher haben wir uns schon vor einiger Zeit entschieden, wenn irgendwie möglich unseren Bus von Ghana nach Südafrika zu verschiffen.

Kapitel 1
Der Container

Wie verschifft man also einen Bus von Ghana nach Südafrika?
Ist doch ganz einfach: Man nehme einen Container, packe den Bus hinein, das Ganze auf ein Schiff und dann los nach Südafrika.
Nun, in Wirklichkeit ist es nicht ganz soo einfach. Unter anderem gibt es da eine ganze Menge an Papierkram zu erledigen und ohne Agent der die Sache in die Hand nimmt, ist man als Verfrachtungsneuling ziemlich chancenlos.
Wir haben schon einige Zeit zuvor mit Mails versucht Kontakte zu einem Forwarder zu erhalten, der die Sachen für uns in die Hand nimmt. Wir waren aber dann doch froh, dass Br. Peter einen Lehrer der Schule gefragt hat (Ben der Abteilungsleiter für Elektronik), der jemand kennt der das machen kann. Am ersten Tag sagen sie uns, dass die Reservierung für das nächste Schiff seit gestern geschlossen ist, na ja fängt ja schon gut an. Wir haben aber dann trotzdem Glück, dass wir wenn wir schnell machen es noch schaffen können (zu diesem Zeitpunkt wissen wir noch nicht, dass das Schiff noch nicht mal im Hafen eingelaufen ist...). Weil unser Bus nicht der kleinste ist, und die Höhe für einen normalen Container bei weitem übersteigt müssen wir auf einen High Cube Container ausweichen und den gibt es nur als 40 ft (die Höhe beim Eingang wird dann doch etwas knapp aber es reicht :-) ). Unser Agent sucht also irgendwo in der Nähe des Hafens einen Container wo wir den Bus einparken können. Aber Halt natürlich muss zuerst noch ein Zollbeamter aufgetrieben werden, damit das auch Ordnungsgemäss abläuft und der Container nicht danach nochmals ausgepackt werden muss. Einige Stunden später hat ein Zollbeamter die Daten aufgeschrieben und das OK gegeben, dass wir den Bus verstauen können. Bevor es aber wieder zurück nach Kukurantumi geht warten wir noch bis ein Lastwagen den Container abholt und auf das Hafengelände bringt. Wir sind guten Mutes, dass wir am nächsten Tag das Verschiffen abschliessen können.

Ein übergrosser Container für unseren kleinen Bus. Am Ende des Tages ist der Bus im Container und der Container auf dem Lastwagen.

Kapitel 2
Die Helfer
Wenn man denkt, dass man alles dem Agent überlassen kann und am Schluss einfach nur bezahlen muss, liegt man nicht ganz richtig. Beim Container helfen uns einige Männer beim Befestigen des Busses darin. Ein anderer lädt den Container auf den Lastwagen und natürlich braucht es für den Lastwagen noch einen Chauffeur, diese alle gehören nicht zur gleichen Firma wenn sie überhaupt zu einer Firma gehören. Aber auch sie müssen Leben, so ist es nicht verwunderlich, dass man für Kleinigkeiten immer wieder bezahlen muss, die Preisverhandlung übernimmt glücklicherweise Br. Peter oder Ben.

Kapitel 3
Die Bezahlung
Eigentlich sollte heute nur die Bezahlung anstehen. Das bedeutet man kann kurz auf die Bank gehen und das entsprechende Geld abholen. Neben der Verschiffungsgesellschaft müssen noch diverse Taxen bezahlt werden und das bedeutet einen Teil muss in Dollar und der Rest in Cedi bezahlt werden. In der zweiten Bank akzeptieren sie sogar unsere MasterCard, also eigentlich kein Problem, hätte diese Bank nicht eine Tageshöchstlimit von 500 US$ pro Karte. Das reicht natürlich nicht für alles und so überlegen wir uns wie wir weiter vorgehen. Ein WesternUnion Transfer kann nur auf die lokale Währung durchgeführt werden, so dass wir zweimal einen Geldwechsel durchführen müssten. Br. Peter offeriert uns, dass wir das Geld von der SVD borgen könnten, so dass wir uns auf den Weg nach Accra machen, leider stellt sich dann heraus, dass wir das Geld erst am nächsten Tag bekommen können, da die entsprechende Person gerade nicht hier ist. Also machen wir uns wieder auf den Weg nach Tema um mal die wichtigsten Dinge zu bezahlen und bei der Verschiffungsgesellschaft zu fragen ob wir auch erst später bezahlen können.
An der Strasse von Tema nach Accra gibt es sehr viele Verkäufer - wie überall in Westafrika - die uns bei jedem Stopp ihre Wahren verkaufen wollen. Die Auswahl hier ist enorm gross: Diverse Getränke und Früchte, Kleider und Schuhe, Mobiltelefonzubehör, Toilettenpapier, Rasierklingen, Gürtel, Hosen, T-Shirts, Krawatten, Thermoskrüge, Kaugummis, verschiedene Gebäcke, Süssigkeiten und so weiter und so weiter. Alles was man zum Leben braucht kann man hier am Strassenrand einkaufen. Es ist wie eine Art grosses Drive-In-Shoppingcenter. Auffallend ist, dass jeder Verkäufer bzw. jede Verkäuferin oft nur gerade ein Artikel im Angebot hat. Man ist halt sehr spezialisiert. So ist man nicht bloss Strassenverkäufer, sondern Strassenverkäufer in Fachrichtung Wattestäbchen oder Strassenverkäufer in Fachrichtung bunte Aufkleber. So ist jeder einzelne ein kleiner Teil, eine einzelne Zacke in den vielen Zahnrädern, die den afrikanischen Motor langsam am laufen halten.
Zurück im Büro der Verschiffungsgesellschaft sagt man uns dann glücklicherweise, dass eine spätere Bezahlung kein Problem sei. Also machen wir uns auch noch einen dritten Tag auf den Weg nach Tema zum Hafen wo wir dann die Bezahlung zu Ende bringen können und zu diesem Zeitpunkt auch die Zoll und Verschiffungsdokumente zurückerhalten.

Epilog
Nach drei Tagen in Tema ist also alles abgeschlossen und der Container sollte auf dem Weg nach Durban sein. Für uns war es eine interessante Erfahrung, bei dieser Prozedur dabei zu sein. Es geht halt einfach etwas länger und man hat mit ganz vielen verschiedenen Leuten zu tun die uns ihre Arbeit anbieten und bezahlt werden möchten.

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