Abomey

Mon Jun 04 20:00:00 CEST 2007

» Position: N 7°11.855' E 1°58.817'

Von den Wasserfällen von Tanougou fahren wir die Piste zurück nach Tanguiéta. Wir machen wieder mal Buschtaxi-Dienst und nehmen eine Frau mit ihren zwei Kleinkindern und jede Menge Gepäck mit. Von Tanguiéta fahren wir nach Natitingou und überqueren dabei die Atakora-Gebirgskette und erhalten einen grandiosen Ausblick auf einen grossen Teil Benins. Weiter geht es bis nach Abomey. Dies ist die ehemalige Hauptstadt des Fon-Königreiches Dahomey und zählt heute etwa 110'000 Einwohner. Der einstige König Ghezo soll 800 Frauen gehabt haben und natürlich noch zahlreiche Bedienstete...

In Abomey interessiert uns vor allem der Fetische und der Voodoo-Kult. Das Wort voodoo bedeutet soviel wie Gott oder Geist und stammt aus der Fon-Sprache des alten Dahomey. Dahomey war das Zentrum des frühen Sklavenhandels. Die von hier verschleppten Frauen und Männer nahmen ihre Götter und Kultur mit nach Amerika und so entstand eine  Art Widerstandskultur. Voodoo ist ein Verflochtensein mit allen Wesen der Natur und die Sehnsucht, Götter und Geister zu rufen, sie zu spüren und dabei fröhlich und gesund zu werden. Für uns ist es sehr schwierig, an solche Kräfte und Energien zu glauben. Umso mehr erstaunt, dass heute mindestens ein Drittel der westafrikanischen Bevölkerung diesem "Voodoo-Glauben" angehört.

Wir rasten beim Camping Chez Monique inmitten eines schönen tropischen Garten und geniessen das feine Essen.
Am Dienstag machen wir mit einem Guide eine geführte Tour durch Abomey. Wir sind den ganzen Tag mit dem Velo unterwegs. Das Velo ist hier neben dem Mofa das verbreitetste Fortbewegungsmittel. Kein Wunder, denn es gibt hier wohl mehr schmale Pfade als wirkliche Strassen.

Als Erstes machen wir einen Besuch in einem kleinen Village. Hier wollen wir in die Tiefen der Fetische eingeweiht werden. Vor dem Eingang in das Dorf stehen auf beiden Seiten das Pfades zwei Fetische, welches das Böse aussen lassen sollen. Als Symbol werden erregte Penisse verwendet.

Penisse zieren den Eingang zum Dorf

Im Innern des Dorfes werden wir mit dem Chef de Village bekannt gemacht. Dies ist ein sehr verantwortungsvolles Amt, welches jeweils an den erst geborenen Sohn vererbt wird. Wir möchten gerne an einer Fetisch-Zeremonie teilnehmen und natürlich wird uns gleich hier die Gelegenheit dazu geboten.

In einem kleinen, dunklen Raum stehen verschieden Fetische, alles menschenähnliche Figuren aus Holz. Der Chef beginnt die Zeremonie und isst aus einem offenen Ziegenkopf einen orangen Schleim. Danach reibt er sich damit den Bauchnabel ein und spricht gebetartige Sätze, die wir natürlich nicht verstehen können. Danach werden die Fetische mit einer roten Flüssigkeit getränkt.  Wir gehen nach draussen zu einem Altar der wiederum mit diversen Fetische beschmückt ist. Auch diese werden mit der roten Flüssigkeit benetzt. Eine wichtige Rolle spielt bei der ganzen Zeremonie auch der Alkohol. Der Chef nimmt regelmässig einen Schluck Palmschnaps oder besprüht die Fetische mit diesem. Am Ende der Zeremonie wird alles, auch der Chef, nach Palmschnaps schmecken.
Wir konnten lange genug zusehen. Jetzt sind wir an der Reihe. Nein, wir bekommen keinen Schnaps und müssen auch nicht komische Sachen essen. Wir können uns Dinge vorstellen, die wir uns für unsere Zukunft wünschen. Der Chef fragt anschliessend beim Orakel nach, was er tun muss, damit diese Dinge auch wirklich eintreffen werden.

Fetische Die Zeremonie

Damit unsere Chancen besser stehen, das Schlechte von uns weicht und das Gute zu uns kommt, wird ein Huhn für uns geopfert. Vorher mussten wir noch den Preis für das Huhn aushandeln. Irgendwie reichte es nur für ein Mistkratzerli. Ist wohl besser, denn sonst hätte es noch mehr Blut verspritzt.

Die Opferung eines Huhnes

Die Opfergabe sollte das Orakel hoffentlich gütig stimmen. Damit nun alles gut wird, gibt es noch eine kleine Zeremonie in der wir in einen Kreis steigen müssen, uns ein Horn an die Stirn halten und anschliessend Asche in alle vier Himmelsrichtungen und gegen den Himmel und Boden blasen. Zum Schluss wird uns noch ein Ring angelegt, und auf einmal scheinen wir an einer Hochzeitsfeier zu sein. Die Zeremonie hat ein Happy-End genommen. Ob unsere Wünsche in Erfüllung gehen werden wir sehen...

Cyrill bei der Zeremonie Die Trauung

Unsere Tour durch Abomey kann weiter gehen. Wir besuchen noch den Markt, der vor allem wegen der Fetische und des Voodoozubehörs interessant ist. Hier findet man wirklich ganz seltsame Dinge wie zum Beispiel getrocknete Schlangen, Fledermäuse und Vögel, dann diverse Köpfe von Ziegen und Schafen, ja eigentlich alle Tiere die hier leben und irgendwann mal sterben und austrocknen. Entsprechend übel riecht es hier in diesem Teil des Marktes. Obschon das Angebot sehr gross ist, und wir uns fragen wer das wohl alles kaufen will, gehen wir ohne ein Souvenir zu ersteigern weiter...

Wir besuchen noch ein unterirdisches Dorf, welches sich über (eigentlich unter) eine ganze Hektar Land erstreckt. Hier haben sich die Leute während des Krieges versteckt und ein gewaltiges Reich an Gängen gebaut. Heute sieht man nur noch die Eingangs- und Luftlöcher, denn es wäre zu gefährlich nach unten zu steigen.

Alles in allem hatten wir einen sehr interessanten Tag und wir haben sogar mal wieder etwas sportliches getan ;-)

Der Markt von Abomy ist bekannt wegen der Fetische und des Voodoozubehörs

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